Segeln mit einem Kompass ohne Norden

Eine schlaflose Nacht zwingt mich zu Akzeptanz, zwingt mich dazu aufzubrechen, zwingt mich dazu die Richtung zu ändern – Richtung weg von dir.

Sri Lanka
Foto: Marlene Penz

Schon lange habe ich keine Gedanken mehr niedergeschrieben, schon lange musste ich nichts mehr loswerden – wollte ich nichts mehr loswerden. Schon lange hatte ich keine schlaflose Nacht mehr.

Jetzt habe ich das Bedürfnis etwas loszuwerden, etwas loszulassen, etwas schreit danach, meinen Kopf zu verlassen, freigelassen zu werden. Ich hoffe das Aufschreiben hilft, meinen Kopf frei zu bekommen. Ich bringe es aus meinen Kopf auf dieses digitale Papier, ich schreibe es aus meinem Kopf, damit ich wieder kopflos sein kann.

Loslassen

Seit einem Monat weiß ich, dass ich dich freilassen muss, dass ich mich nicht mehr an dich in meinen Gedanken klammern darf. Das hat bisher mäßig funktioniert, aber immerhin habe ich kurzfristig jemand anders in diese Gedankenwelt gelassen.

Es heißt immer: Alles hat seinen Sinn. Also muss ich akzeptieren, dass du und ich nicht vereint sein werden. Ich muss mich darauf fokussieren, dass es einen Grund gibt, warum es bei Gedanken- und Wortspielen geblieben ist. Ich gehe unsere Gespräche wieder und wieder durch – wir haben alles zerredet, gingen nie darüber hinaus.

Sobald ich mich dir verletzlich zeige, siehst du mich mit diesen Augen an. Du hast das Bedürfnis mich zu berühren – oder ist das Taktik? Ich weiß es nicht, ich weiß nichts mehr. Auch du willst mich noch nicht loslassen, zu schön sind die Spiele, zu schön die Verwirrungen nach unseren Begegnungen.

Große Vernunft

Wir sind wie Teenager, nur dass uns das Leben im Griff hat, wir das Leben im Griff haben. Die Vernunft hat gesiegt. Ich möchte dich loslassen und segnen. Ich möchte schlafen können, ich möchte keine Zeit mehr verschwenden. Ich möchte nicht, dass ich dir leid tue, dass du dich schuldig fühlst, weil ich so fühle und du mir nicht geben kannst, wonach ich mich sehne, nicht geben kannst, was ich mir wünsche.

Ich möchte mich nicht ständig umdrehen in der Hoffnung, dass du kommst. Ich möchte nach vorne schauen. Ich möchte akzeptieren. Obwohl ich dich möchte.

Ein Jahr habe ich diesen Wunsch in mir getragen, mich jetzt davon zu trennen, von diesem Begleiter, ist nicht einfach, weil danach kein Zielhafen mehr ist auf den ich blicken kann, weil ich mich neu ausrichten muss, die gewohnten, schönen Gewässer verlassen muss. Und im Moment habe ich nur einen Kompass ohne Norden.

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