Wenn ich einmal groß bin, werde ich angesagte Bloggerin

Ich wollte schon vieles werden: Detektivin, Zehenmodel und Postzustellerin sind nur einige Beispiele. Aus dem Werden ist nichts geworden und dann habe ich irgendwann entschieden, dass ich Bloggerin werde.

Foto: Marlene Penz

Einen Blog betreiben – genau das schwebt seit ungefähr fünf Jahren in meinem Kopf herum. Eine coole Bloggerin sein, Fotos von mir selbst in coolen Outfits an hippen Orten und dazu noch coole Texte publizieren, die von einer Menge hippen, jungen, urbanen Menschen in ihren Zwanzigern gelesen werden – mhm, soweit die Vorstellung meines dreiundzwanzigjährigen Ichs.

Heute bin ich 28 Jahre. Vor über 1,5 Jahren habe ich meine Domain marleneliebt.com gekauft. Es passierte am 30. Dezember mit dem großen Vorsatz ab Jänner meine Idee in die virtuelle Tat umzusetzen. Es blieb bei virtuell, die Tat fehlte. Ich scheiterte an einem kleinen technischen Problem. In weiser Voraussicht habe ich aber gleich die Betreiberdings – leider habe ich bereits vergessen, wie das heißt – für zwei Jahr gekauft, weil ich ja laut Plan in einem Jahr schon einen super erfolgreichen Blog führen sollte. Nun war diese Entscheidung trotzdem klug, sonst hätte ich Geld investiert, ohne auch nur einen Punkt zu veröffentlichen, ohne die Welt mit Fotos von mir in schönen Outfits und meinen geistreichen Gedanken zu beschenken.

In Szene setzen

Tatsächlich wird das mit den schönen Fotos in coolen Outfits nichts, weil ich A: keine coolen Fotografie-affinen Freunde habe und B: weder elegant noch hip aussehe, wenn ich versuche, mich in Szene zu setzen. Die Beine oder Arme stehen dann in unnatürlichen Winkeln ab und mein Gesichtsausdruck ist nur dann passabel, wenn ich mit dem Hinterkopf in die Kamera schaue. Ich habe es versucht, ehrlich, vor allem im letzten Sommer, als ich mit Social-Media-Selbstpräsentationsexpertinnen im zarten Alter von 19 Jahren viel Zeit verbracht habe. Ich wollte mir etwas abschauen, lernen in welchem Winkel man seine Arme positionieren und seine Beine überkreuzen muss, damit man nicht wie ein Alien, sondern wie eine elegante Diva aussieht, wie man den Kopf neigt und gekonnt den Blick in die Ferne schweifen lässt, damit es aussieht, als wäre dieses Foto rein zufällig entstanden. Nun nach unzähligen Versuchen und Gruppenbildern, die aussehen, als hätte ich sie mit Absicht Foto-gebombt, habe ich versprochen, dass ich bis zum nächsten Wiedersehen üben werde. Gesagt und wieder nicht getan. Deshalb werden die hippen Fotos von mir eher eine Nebenrolle in meinem Blog spielen und ich werde keine hippe Modebloggerin werden. Ich denke, das ist kein großes Unglück. Für beide Seiten nicht, also für euch nicht und für mich nicht.

Ich arbeite dran. (Foto: Privat)

Versuch Nummer 145. (Foto: Privat)

„Stell einen Fuß weiter vor, das wirkt dann besser.“ (Foto: Privat)

Wie aus dem Magazin. (Foto: Privat)

Mein Konzept für diesen Blog hat sich seit Projektstart im Dezember 2016 nicht geändert. Ich möchte Liebe verbreiten, ich möchte teilen, was mir lieb ist, ich möchte mich intensiver mit dem auseinandersetzen, was mein Herz erwärmt und meine Seele nährt. Das sind neben der Liebe selbst, Abenteuer, Bücher und Essen. Warum irgendwen interessieren sollte, was ich hier schreibe, weiß ich eigentlich selbst nicht genau. Als eine befreundete Journalistin beim letzten Besuch bei einem bombastischen Vietnamesen (Lauwarmer Nudelsalat, ich liebe dich, dir werde ich einen Blogartikel widmen) sich darüber ausließ, warum eigentlich jeder nur mehr über seine eigenen Befindlichkeiten, Gefühle und Ansichten schreibt, anstatt etwas Nützliches zu publizieren, habe ich entschieden, dass es wohl nicht der beste Zeitpunkt sei, über Marlene liebt zu sprechen. Ich habe mir überlegt, ob ich es schaffen könnte, diesen Blog vor ihr zu verbergen. Ich denke aber, dass ich ihr mit einem Augenzwinkern den Link schicken werde. Ob dieser Blog je mehr Leser haben wird als meine Mama, meine beste Freundin und die Ex von meinem Ex-Freund, weiß ich nicht, aber ich denke, dieses Projekt zu starten bereichert mich selbst und ich bin wahnsinnig aufgeregt, wenn ich diesen Text  auf meinem eigenen Blog publiziere.

 

P.S.: Hätte ich keinen tollen Freund, der das technische Problem übernommen hat, dann hätte ich, anstatt 12 Monate, 24 Monate 2,99 Euro in den Text „Seite konnte nicht gefunden werden“ investiert.

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