Brida: Die Entzauberung mit viel Magie

Paulo Coelhos dritter Roman über eine junge Frau auf der Suche nach der wahren Liebe und ihrem Weg zur Hexerei lässt den Zauber des Autors schwinden. Ich stelle Coelho als großen Magier in Frage.

Bild: Marlene Penz

Ich bin ein Fan von Paulo Coelhos Büchern. Seit Jahren habe ich seinen Namen immer wieder gehört, aber immer wieder ignoriert. Vor zwei Jahren fand dann an einem Samstag sein Buch „Elf Minuten“ den Weg zu mir. Seither habe ich „Auf dem Jakobsweg“, „Der Zahir“, „Veronika beschließt zu sterben“, „Am Ufer des Rio Piedra saß ich und weinte“, „Der Krieger des Lichts“ und „Der Alchimist“ (sogar 2 mal) gelesen. Auf meinem Regal warten nun fünf weitere, eher unbekannte Titel. Ich startete mit „Brida“, erschienen wie bekannt im Diogenes Verlag. Schon das Wiedersehen mit dem Cover machte Freude, darauf zu erkennen eine Frau mit roten Haaren, die einen Baum umarmt.

Die Hoffnung stirbt auf Seite 250

Es soll wohl Brida sein – Brida, die eine Hexe werden möchte. Brida, die die Liebe ihres Lebens finden möchte. Brida ist Anfang 20. Ich finde Brida sehr naiv. Ich mag Brida nicht sonderlich, generell kommen in dem Roman nur vier Figuren vor. Ich mag keine der Figuren besonders, nur der Magier, der ihr sagt, wie sie die wahre Liebe – ihren anderen Teil – erkennt, ist mir sympathisch. Vielleicht ist das der Grund, warum mir Coelhos dritter Roman, den er unmittelbar nach Der Alchimist geschrieben hat, nicht gefällt. Wäre es nicht dieser mir vertraute Autor gewesen, der das Buch geschrieben hat, ich hätte nicht weitergelesen. Nur in wenigen Teilen geht er in die Tiefe, gibt mir Stoff zum Nachdenken oder Motivation. Ich frage mich, ob ich zu wenig spirituell veranlagt bin für Brida und ihre Reise ins Hexenreich, für die Mond- und die Sonnentradition. Ich lese immer weiter (immer nur ein paar Seiten, denn es fesselt mich nicht) in der Hoffnung, doch noch eine Wendung zu erleben, denn es ist ja Coelho, der hier schreibt und er hat mich noch nie enttäuscht. Leider lese ich vergeblich weiter auch das Ende stellt mich nicht zufrieden.

Seit einem Monat stehen die vier weiteren Romane im vertrauten Kleid der Marke Diogenes vor mir. Ich habe keine Lust auf Coehlo. Ich habe Angst, dass er mich nochmal enttäuscht, dass er das Bild des Allwissenden, weisen Mannes mit unglaublicher Lebenserfahrung, das ich von ihm habe, selbst zerstört. Ich denke, es muss noch ein wenig Wasser den Rio Piedra hinunterfließen, an dessen Ufer ich saß.

Bezaubernde Auszüge:

„Die Hauptsache war für sie zu wissen, dass sie es begriffen hatte. Dass jeder Augenblick des Lebens ein Akt des Glaubens war. Dass es ihr freistand, jeden Augenblick entweder mit Schlangen und Skorpionen oder mit einer beschützenden Macht zu bevölkern.“ –  Coelho, Brida, 2008, S. 26

„Bemühe dich nicht darum Gefühle zu erklären. Lebe intensiv, und sieh, was du erlebst, als Geschenk Gottes an. […] Es gibt nichts Besseres, um die Brücke zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren zu zerstören, al sen Versuch, Gefühle zu erklären.“  –  Coelho, Brida, 2008, S. 83

„ ,Ich könnte ihretwegen die Magie aufgeben‘, überlegte er kurz, bemerkte aber sofort, wie dumm dieser Gedanke war. Die Liebe brauchte so einen Verzicht nicht. Die wahre Liebe ließ zu, dass jeder seinen eigene Weg ging – im Wissen, dass dies die zusammengehörenden Teile niemals auseinanderbingen konnte.“ –  Coelho, Brida, 2008, S. 145

Brida, Paulo Coelho, 2008, Diogenes Verlag, Zürich, ISBN 978-3-257-06666-1

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